Die Ausbildung zur Destillateurin – ein vorweihnachtliches Fazit nach 3 Monaten

Die Ausbildung zur Destillateurin – ein vorweihnachtliches Fazit nach 3 Monaten

Das „alte Kücken" wächst und nutzt die wunderbare Vorweihnachtszeit und den vorübergehenden, berufschulbedingten Abschied aus der Brennerei für ein wenig Retrospektive. Diese Blog-Reihe soll vor allem einen Blick hinter die Kulissen gewähren – und so hoffentlich viele neue Leute in diesen Splitterberuf locken, der viel mehr als nur Schnaps ist. Während ich also langsam meine Sachen packe für meinen 2-monatigen Aufenthalt in Dortmund, möchte ich allen Interessierten daher ein bisschen aus meinen letzten Wochen berichten.

Nach den ersten organisatorischen Hürden, sprich Azubi-Ticket, Platz finden und Einrichtung aller digitalen Zugänge ging es bereits in Woche 1 direkt thematisch los: mit dem Ansatz für unseren Hamburger Kümmel, den ich dann gemeinsam mit Kai in der Woche darauf abbrennen durfte. Natürlich wurde ich auch schnell an die weniger glamourösen Arbeiten herangeführt, wie das sehr gründliche Spülen von genutzten Utensilien wie Schläuchen, Kanistern und vor allem Tanks. Falls sich jemand gefragt hat, wie lang es dauert eine Metallkanne, in der ein Kümmelmazerat für 3 Tage gelagert wurde, zu spülen, bis sie nicht mehr nach Kümmel riecht, dem sei eines gesagt: Mit zweimal kurz Durchspülen ist es nicht getan. Und Metall nimmt am allerwenigsten Geruch an! Entsprechend rauben mir Plastik-Kanister regelmäßig die Nerven. :D

Das Schöne an der Ausbildung in der Brennerei Elmendorf ist allerdings die Möglichkeit, vom Rezept bis zur fertigen Flasche in unserem Warenregal alle Prozesse nicht nur begleiten, sondern auch mit gestalten zu können; von der Rezeptur über die Namensgebung bishin zur Konzeption der Geschenkverpackung: Dadurch, dass wir das alles in-house machen, arbeite ich viel interdisziplinär und vor allem kreativ überall mit.

Dem folgend wurde ich direkt in die Entwicklung unserer Limited Edition zu Weihnachten, dem London Dry Gin Oh Tannenbaum, mit einbezogen und konnte wesentlich an der Rezeptur mitwirken. Für mich nicht nur eine riesige Ehre, sondern auch völlig unerwartet, da der Ausbildungsplan in diesem Lehrjahr eher das Beobachtende in Aussicht stellt. 

Aber auch der theoretische Teil der Ausbildung kam bisher nicht zu kurz. Insbesondere die Besonderheiten in der Buchführung und beim Umgang mit dem Zoll erfordern ein genaues und organisiertes Arbeiten, das ich manchmal noch lernen muss. Auch die Mathematik, zum Beispiel zur Berechnung von benötigten Wassermengen zur Herabsetzung von Spirituosen, stellt sich manchmal noch als Herausforderung für mich dar. Insbesondere die Kontraktion, also die Tatsache, dass 1l Wasser + 1l Reinalkohol nicht 2l Alkohol-Wasser-Gemisch ergeben, führen regelmäßig zu Kopfschmerzen. Sollte dort mal bei mir der Knoten platzen - Ich baue da auf die Schule – halte ich euch hier auf dem Laufenden. ;)

Nichtsdestotrotz habe ich schnell die (zollrelevante) Vor- und Nachbereitung, später dann auch die Mitbetreuung unserer Gin-Schule im Team der Gin-Guides übernehmen dürfen ein Riesenspaß! In unserem Kennenlernen hatten mich Judith und Kai bereits als Gast in eine Gin-Schule eingeladen, aber als Co-Guide war es ein ganz anderes, aber vom Spaßfaktor in keinster Weise dem nachstehendes Erlebnis. Besonders überraschend hier ist jedes Mal für mich, mit welch einfachen Mitteln sich tolle Destillate zubereiten lassen, wenn man vorher nur genug Wert auf die Auswahl und die Qualität der Drogen – oder englisch weniger kontrovers klingend „Botanicals“ – legt. 

Natürlich gibt es aber neben Destillieren, Gestalten und Herumexperimentieren auch einen weiteren, für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens, nicht ganz unerheblichen Punkt, den ich hier nur kurz anreißen will - und das ist der Verkauf. Und da ich sowohl im täglichen Geschäft als auch auf Messen dabei bin, empfehle ich nur eins: Besucht uns, z. B. am 10.12./11.12. auf der Made In Hamburg oder wer keine Zeit hat direkt hier im Laden und überzeugt euch selbst von dem besonderen, z. T. sogar wirklich überraschenden Geschmack unserer Brände und Destillate! 

Der Laborkittel ist eingepackt und daher bleibt mir nur zu sagen: Ich wünsche allen eine besinnliche (Vor-)Weihnachtszeit, ein frohes Fest und tolle Tage mit den Liebsten sowie einen guten Rutsch ins nächste, hoffentlich krisenleichtere Jahr und verbleibe mit

GaLiGrü und tüdelü! <3

Franca